Gedanken zum Kuvasz 

Ich lese immer wieder, dass Herdenschutzhunde als schwierige Hunde bezeichnet werden. Dem möchte ich ausdrücklich widersprechen.
Es gibt anspruchsvolle Rassen ja. Aber Herdenschutzhunde gehören nicht zu den problematischen Hunden, sondern zu den missverstandenen.

Ein Herdenschutzhund ist kein Hund, der dafür gezüchtet wurde, auf Kommando zu funktionieren. Er ist auch keine Marionette, die man über Worte oder klassische Gehorsamsmuster steuert. Herdenschutzhunde wurden über Jahrhunderte dafür selektiert, selbstständig zu denken, Situationen eigenständig einzuschätzen und Verantwortung zu übernehmen. Genau das ist ihre Stärke.

Ein HSH orientiert sich nicht primär an Kommandos, sondern an der inneren Haltung seines Menschen. An Klarheit, Ruhe, Präsenz und Konsequenz. Man könnte auch sagen, er reagiert auf die Frequenz, die man ausstrahlt. Das geschieht weitgehend wortlos. Unsicherheit, innere Unruhe oder Widersprüchlichkeit werden sofort wahrgenommen. Ebenso aber auch innere Stabilität, Authentizität und klare Grenzen.

Charakterlich sind Herdenschutzhunde ruhig, wachsam, loyal und sehr fein in ihrer Wahrnehmung. Sie sind keine Dauergehorcher und auch keine Befehlsempfänger. Sie prüfen, sie wägen ab und sie handeln situationsbezogen. Wer das als Sturheit interpretiert, hat das Wesen dieser Hunde nicht verstanden.

Ein Herdenschutzhund braucht keinen lauten Menschen, sondern einen innerlich gefestigten. Keinen Kontrolleur, sondern eine verlässliche Führungspersönlichkeit. Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst zu reflektieren, bekommt keinen schwierigen Hund, sondern einen außergewöhnlich klaren, souveränen und treuen Begleiter.

Herdenschutzhunde sind nicht schwierig. Sie sind ehrlich.